Freitag, 6. April 2012

1. Tag in Seoul (Teil 1)

30.03.2012

Das letzte Wochenende sind (ich, Nadine, Dagna, Sylvia, Anna, Balint, Dare, Philip) in Seoul gewesen.
Seoul ist der zweitgrösste städtische Ballungsraum der Welt nach Tokio. Seoul beherbergt mit seiner Aglomeration 25 Millionen Menschen, von denen 11 Millionen Menschen im eigentlichen Stadtkern von
Seoul leben.
Der Amtliche Name von Seoul lautet: "Seoul Special City" und deutet auf die wirtschaftliche und kulturelle Wichtigkeit der Hauptstadt für Südkorea hin. Im Global City Index (Ranking für die wichtigsten Weltstädte) steht Seoul auf Platz 10 (Zürich Platz 24) und im Global Power City Index (2011) sogar auf Platz 7 (Zürich Platz 14).
http://www.globalsherpa.org/power-city-index-2011

Von hier aus wird der Asiatische Raum mit koreanischem Pop (K-Pop) und koreanischen Dramen überschüttet (im Fachjargon wird von der "Korean Wave" gesprochen, welche die Welt überrollt). Koreanische Pop-Musik ist in vielen asiatischen Ländern sehr beliebt (vor allem in Japan). Auch die koreanischen Dramen (Historische Schnulzen mit viel Gefühl und Tränen) sind im asiatischen Raum sehr beliebt. Die Filme sind in China, Japan und Thailand so beliebt, das diese Länder Quotenregelungen eingeführt haben, damit das TV-Programm nicht ausschliesslich von koreanischen Sendungen dominiert wird.

Ok nun aber wieder zurück zu Seoul...
Seoul hat mir persönlich sehr gut gefallen, da es auf der einen Seite eine moderne Mega-City ist, aber mit einem grossen Einfluss von traditionell asiatischer Architektur und Kultur, die überall spürbar ist. Mann findet überall zwischen den modernen Hochhäusern traditionelle koreanische Gebäude, Paläste und traditionelle Gärten.
Wer hier shoppen will, kann entweder Markenkleider in den teuren Boutiquen der Shopping-Mals kaufen oder am Dongdaemun-Market oder anderen traditionellen Märkten um den Preis feilschen.
Obwohl Seoul Millionen von Einwohnern hat, wirkt die Stadt für mich nicht überlaufen. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, so hätte ich von den Menschenmenge her, auch in Daegu oder Zürich sein können. Aber das beste an Korea ist, das es praktisch keine Kriminalität gibt. Mann muss also nicht immer nach seinem Portemonnaie schauen und dauernd die Handtasche (ich meine das jetzt aus der weiblichen Perspektive, da ich ja keine Handtasche habe) festhalten.
Ein kurzes Beispiel: Es gibt an fast allen Bahnhöfen und Busbahnhöfen Handy-Ladestationen, bei denen man sein Mobiltelefon aufladen kann. Marko (einer der unzähligen Slovene, ok. eigentlich sind es 6) hat am Hauptbahnhof in Seoul sein Mobiltelefon für eine Stunde unbeaufsichtigt aufgeladen. In der zwischenzeit hat er sich verschiedene Dinge in diversen Geschäften besorgt und als er zurück kam, war sein Telefon noch da... Ich denke in der Schweiz (ist ja eigentlich auch ein sicheres Land), wäre das Teil nach 5-10 Min weg....

Im Vergleich zu Daegu, hat es hier ziemlich viele Touristen und die koreanische Bevölkerung ist auch nicht so freundlich zu Fremden wie sie es beispielsweise in Daegu ist. Wir wurden hier nicht einmal angesprochen von Koreanern (richtig ungewohnt für mich). Auch waren die Leute in Seoul weniger hilfsbereit wie in Daegu (in Daegu wurde mir bis jetzt immer geholfen, wenn ich jemanden um etwas gebeten habe, auch wenn die andere Person kein Wort English sprechen konnte).

Die Preise sind in Seoul etwa 3-4 Mal so hoch wie in Daegu. So habe ich für "Fried Chicken" (wie bei meiner Chicken-Lady für 1000 Won = 0.80 CHF)  in einem Restaurant (bei schlechterer Qualität) 19'000 Won bezahlt.

Nun zurück zu unserem Trip:
Wir fuhren mit dem Bus in 4 Stunden nach Seoul, obwohl wir auch den  KTX (Schnellzug der 300kmh fährt) nehmen können der die Strecke in ca. 1 Stunde bewältigt hätte. Aber da ich zu wenig geschlafen hatte, kam mir die etwas längere Reise gerade recht... Die Busse in Korea sind eigentlich ziemlich konfortabel, leider haben es die koreanischen Busfahrer ein wenig Probleme mit dem Feineinstellung der Klimaanlage (wie auch die Taxifahrer). Das heisst, entweder ist es zu kalt (für mich eigentlich ok, aber unsere Damen beschweren sich dann) oder sonst wird der Bus auf ca. 50 Grad Celsius aufgeheizt damit man auch richtig schwitzt (ich denke sowieso, dass die Busunternehmen mit Deodorant-Hersteller zusammen arbeiten). Interessant ist auch, dass immer ca. in der Mitte der Fahrt die Temperatur gewechselt ist und so bleibt uns jeweils nichts anderes übrig, als uns dauern an- und auszuziehen (je nach Laune des Busfahrers). Komischerweise, scheinen die Koreaner immun gegen die dauernden Temperaturänderungen zu sein und so sitzen sie auch bei der grössten Hitze ganz zufrieden mit ihren Winterjacken im Bus ohne sich zu beschweren (auch wenn man schon lange nicht mehr aus den beschlagenen Scheiben hinaussehen kann).

Nach 4 Stunden sind wir dann endlich erleichtert aus dem Bus ausgestiegen und mussten uns, welch ein Wunder, sofort wieder warm einpacken um nicht zu erfrieren (unser Busfahrer hatte kurz vor der Ankunft nochmals neue Kohlen nachgelegt damit wir nicht frieren, das nächste Mal nehme ich meine Badehose mit).
Seoul ist im Durchschnitt ca. 8 Grad kühler als Daegu und so spürten wir leider auch nichts vom Temperaturanstieg an diesem Wochenende (Daegu hatte ca. 20-22 Grad). In Seoul war die gefühlte Temperatur ca. 3 Grad....  -wären wir doch lieber in Daegu geblieben-
Mittlere Temp in Seoul (Quelle: http://www.geo-reisecommunity.de/reisen/seoul/klima)
Nach der Ankunft haben wir die U-Bahn zu unserem Hostel genommen. Ok. ganz so einfach ist es dann doch nicht gelaufen... die U-Bahn in Seoul ist um einiges fieser als die U-Bahn in Busan...
Das heisst, dass einige Linien kein Anfang und kein Ende haben und alles sehr schlecht beschrieben ist.
Auch kann man nicht einfach einen Tagespass lösen, sondern muss nach jeder Fahrt eine neue Karte lösen... (wir verbrachten also ziemlich viel Zeit mit Tickets lösen mit acht Personen) und weil man beim Geldautomaten keine 1000er Won Scheine, sondern meistens 10'000er und 50'000er Scheine abhebt, hatten wir nie genügend 1000er Scheine, den nur diese wurden vom Automaten akzeptiert... Es war jedesmal ein riesen Drama, bis jeder sein Ticket hatte.

Aber noch einmal zurück zu unserer ersten Begegnung mit der U-Bahn in Seoul:
Wir besetzten beim ersten Kontakt mit den der U-Bahn gerade beide Ticket-Automaten und hatten Anfangs keinen Plan, wohin wir müssen um unser Hostel zu erreichen. Nach einigen Minuten probieren und einer Schlange von ca. 20 immer ungeduldiger werdenden Leuten konnte ich meine Mitreisenden endlich überzeugen, die Automate frei zu machen um zuerst zu schauen, wohin wir überhaupt müssen. Ein junger Mann hatte bemerkt, dass wir völlig überfordert waren und hat uns geholfen die richtigen Tickets zu kaufen und begleitete uns sogar bis zu unserem Ziel. (Danach haben wir es immer selber zum Ziel geschafft).
Vielen Dank... wir haben es wirklich genossen!!!!! :-)


Nach einigem Suchen (gehört einfach dazu), haben wir dann auch unser Hostel gefunden.
Der Besitzer des Hostels war ziemlich durchgeknallt und hat die ganze Zeit rumgeschrien (wahrscheinlich war er durch zu viel lauten Musikkonsum beinhahe taub...).


Er hatte einige Flyer für den Besuch der DMZ (Demilitarized Zone) aufgelegt, wofür wir uns interessiert haben. Die DMZ ist demilitarisierte Zone zwischen Nord- und Südkorea und ist gleichzeitig die Grenze der beiden "defacto" sich im Krieg befindenden Länder. Es ist möglich diese Zone zu besichtigen, wofür aber von den Teilnehmer verlangt wird sich mit einem Pass zu identifizieren. Ich möchte an dieser Stelle nicht näher auf die DMZ eingehen, da wir leider unsere Pässe in Daegu vergessen haben (wenigstens einige von uns)... Mit unseren Identitätskarten waren wir nur die einfachen Besichtigungen zugelassen, aber da Dagna sogar ihre Identitäskarte vergessen hatte (man weisst sich in Polen halt doch lieber mit der Visitenkarte oder der Versicherungskarte aus) fiel auch dieser Trip ins Wasser. Der Mann vom Hostel wollte uns aber trotzdem eine Reise buchen und rief immer wieder bei den Veranstaltern an um uns anschliessend zu bestätigen, das wir weder Identitätskarte noch Pass brauchen... Wir waren uns allerdings nicht sicher, ob die Anrufe echt waren oder nur gespielt, den der Mann vom Hostel, tippte etwas ins Telefon ein und begann nach der letzten Nummer ohne Verzögerung mit dem Veranstalter zu sprechen (der Veranstallter hatte wahrscheinlich das Telefon schon am Ohr, als es geklingelt hat, weshalb auch nicht... und das drei mal hintereinander). Da wir dem guten Kerl einfach nicht so richtig trauten, gingen wir anschliessend ins Tourismusbüro und liesen uns da bestätigen, dass es ohne Pass überhaupt nicht möglich ist eine solche Reise zu buchen, da die Veranstalter gezwungen sind Passkontrollen durchzuführen. Danach gingen wir, "solidarisch" wie wir sind, mit unserer Vegetarierin Nadine in eine Pizzeria (Mr. Pizza) Pizza essen, den da gibt es nicht nur vegetarische Pizzen sondern auch ein grosses Salatbufet.

Quelle: http://www.wikipedia.de

 Danach besuchten wir auf Philips Wunsch das Koreanische "War Memorial". Das War Memorial ist eine Art Gedenkstätte der gefallenen Soldaten (speziell gibt es einen Gedenksraum für die Opfer der Südkoreanischen Marine-Soldaten, welche durch einen Nordkorenischen Torpedo getötet wurden) aus dem Koreakrieg, kombiniert mit einer Ausstellung von verschiedenen Waffen, Kampfflugzeugen, Panzern und Schiffen die von oder gegen Südkorea verwendet wurden.



Leider fehlte (meiner Meinung nach), ein wenig der geschichtliche Hintergrund. Es ging viel mehr um die Exponate und weniger um Geschichte, wegen welcher wir eigentlich hier waren. Auch Philip war ein wenig entäuscht (wegen ihm waren wir hier), da er gerne etwas über die Japanische Besetzung Koreas gelernt hätte... 

Nach dieser Pleite (Krieg ist halt nicht so mein Ding, ich esse lieber) besuchten wir noch den grösten Streetfood Markt von Korea den "Gwangjang Market". Es war herlich, wie die Leute überall an den verschiedenen Ständen gesessen sind, diskutiert haben und die verücktesten Gerichte gegessen haben.
Überall waren verschiedene Düfte in der Luft und man konnte an den Ständen halbe Schweineköpfe sehen, gefüllte Rindsdärme, Schweinefüsse, Fischköpfe und viele andere koreanische Delikatessen. Unseren weiblichen Marktbesuchern verging sehr schnell der Appetit (eigentlich war geplant, hier zu essen) und so verschwanden wir nach ca. 20 Miunten und einigen fritierten Pfannkuchen aus "Mung Bohnen" schnell den Markt.


Pfannkuchen aus fritierten Mung Bohnen





Später gingen wir mit einem Holländer aus unserem Hostel (Abdel), der seit 8 Monaten Asien bereist und seit drei Tagen in Seoul war eine Bar und lauschten bei Bier und Gin-Tonic (Nadine) seinen Abenteuern die er in den letzten 8 Monaten erlebt hatte. Der Arme Kerl kam frisch aus den Philipinen und hatte sich leider zu wenig über Südkorea erkundigt. Er hatte gedacht, wenn das Land schon Südkorea heisst, dann muss es da schon warm sein. Und so flog er nur mit Shorts im Gepäck aus den 35 Grad heissen Philipinen ins -2 Grad kalte Korea. Und so war seine erste Mission in Korea: eine Winterjacke und lange Hosen zu kaufen... 

Da ich leider ein wenig zu kurz gekommen bin beim Food Market, haben ich, Dare und Abdel kurzerhand entschieden einen Chicken-Kebab von einem Inder zu essen. Der Kebab war übrigens sehr lecker und um einiges besser, wie das, was man in der Schweiz bekommt. Vor allem hatten wir mit Abdul (Verkäufer) nicht nur einen guten Kebabspiess-Dreher (keine wie mann Kebab-Männern sonst sagen könnte), sondern auch einen Alleinunterhalter, der die ganze Zeit Witze erzählte...
Ich und der Kebab-Dreher


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