Sonntag, 29. April 2012

Ostern auf Koreanisch

08.04.2012

Nadine's Buddy Sunyoung ist ziemlich religiös und hatte uns (da Christen) am Ostersonntag zum Gottesdienst in ihrer Gemeinde eingeladen. Ich habe ziemlich religiös geschrieben, da sie mit uns an diesem Tag den zweiten von ihren drei Gottesdiensten besucht hatte. Die Kirchen in Korea sind ziemlich agressiv was die Suche nach neuen Mitgliedern und der Vertretung ihrer Meinung in der Öffentlichkeit anbelangt. Wir wurden auch sofort aufgefordert, unsere Personalien anzugeben (Name, Mobilenr., Adresse, E-mail), damit sie uns leichter erreichen. Mir war das ganze ein wenig unangenehm, den ich bin halt eher ein Mensch, der gern selber entscheidet, was mir gefällt und was nicht... und in diesem Fall war mir das ganze eindeutig zu agressiv und fundamentalistisch.
Während des Gottesdienstes wurden sehr viele englische Lieder gesungen, da wir an einem Ausländer-Gottesdienst teilgenommen haben. Die meisten Mitglieder waren Amerikaner (Armee Armeeangehörige und Englisch-Lehrer) und einige Koreaner. Sunyoungs Kirche besitzt mehrere Stockwerke in welchen immer für die jeweilige Gruppen (Jüngere, Ältere, Ausländer, Studenten) eigene Gottesdienste durchgefürht werden.
Der Pfarrer oder Leiter des Gottesdienstes (kenne auch die genaue Religion nicht, den es gibt viele verschiedene christliche Gruppierungen in Korea) war ein Koreaner welche so predigte, wie ich es von einem Gottesdienst gewohnt bin... Danach begann eine Frau mit lauter und aggresiver Stimme den christlichen Glauben wissenschaftlich zu belegen und über andere Religionen (vor allem Juden, welche nach ihrer Meinung alle Christen am liebsten Tod sehen würden) zu schimpfen. Mir wurde es ab diesem Zeitpunkt zu agressiv und fundamentalistisch und ich war froh, als ich diese Kirche nach dem gemeinsamen Mahl (Buffet mit Chicken, Salat und Früchten) und der Vorstellung vor der Gemeinde wieder verlassen konnte.

In Korea gibt es sehr viele Kirchen und ca. 30% aller Koreaner sind Christen dazu kommen 23% Buddhisten und einige Muslime. In Korea gibt es viele Menschen, die verschiedene Rituale von verschiedenen Religionen gleichzeitig praktizieren.

Ich will hier niemanden verletzen, den ich weiss, das viele die meinen Blog verfolgen religiös sind. Ich finde aber Religion solle eine persönliche Angelegenheit bleiben zu der niemand gezwungen wird und dieser Gottesdienst war ausserhalb allem, was ich bisher in den verschiedensten Gottesdiensten, welche ich in der Schweiz besucht habe erlebt habe. Ich bewerte ihn negativ, da ich dieses Mass an Intolleranz aus Gottesdiensten aus der Schweiz nicht gewohnt bin.

Die Kirche ist in Korea überall gegenwärtig. Es gibt kein Markt an dem nicht eine christliche Glaubensgemeinschaft Jagd auf neue Mitglieder macht. Manchmal werden nur Flyer verteilt, aber meistens laufen Mitglieder singend (mit Megaphon und Flyern bewaffnet versteht sich) durch die unsittliche Menge, sei es aus Protest gegen das unsitlliche Benehmen (z.b. im Diskotheken Viertel) oder nur um neue Schafe zu finden. ein anderes Wochenende sassen wir in Seoul und genossen in einer Gartenbeiz einen Kaffe und beobachteten das muntere Treiben der shopping wütigen Koreaner... Die Idylle währte nicht lange, den schon bald begannen drei christliche Schäfer neue Mitglieder für ihre (jeweils andere) Kirchen zu suchen. Der erste verteilte ein Kreuzigungscomic dazu hatte er eine Stereoanalage mit Kirchenmusik (Lautstärke = Maximum) umgebunden und drückte jedem Gast einen Flyer in die Hand. Kurz darauf kam ein zweiter Mitglieder Werber und sang irgend ein Kirchen-K-Pop in sein Megaphon und verteilte neue Flyer. Der Dritte war ein bischen freundlicher und versuchte uns nur mit Worten zu überreden... Es war einfach nur grausam wie uns diese Kerle im Namen Gottes den Kaffee versauten.
Stand einer christlichen Kirche mit Megaphon vor Stand für Kirchenmusik (direkt gegenüber eines Kaffees mitten in der Fussgängerzone in Seoul)

Wir haben später noch das Eröffnungskonzert von Lady Gaga besucht, welches christlichen Gruppierungen mit grossem Aufwand verhindern wollten. Grund: Lady Gaga fördere Prositution, Pornografie, demoralisiere die Jugend und "Sei hauptverantwortlich für Homosexualität in Südkorea". Die radikalen Christen fanden Gehör beim Staat und so wurde das Alter der Konzertbesucher von 12 Jahren auf 18 Jahren angehoben. Das hat mir gezeigt, das ich in einem Land bin wo eine eingeschränkte Meinungsfreiheit herrscht und Kunst zensuriert wird.

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